Samstag, November 28, 2009

wenn kinder erziehen

klingen sie erschreckenderweise ganz genau wie erwachsene. der tonfall ist derselbe. sogar die körperhaltung ist dieselbe. eigentlich besorgnis erregend, wir erziehen uns wirklich das schlimmste, was man so erziehen kann: leute, die werden *schluck* wie wir! 

so auch der kleine junge, der gerade drei geworden ist und mit seinem 2 1/2 jährigen freund vor dem aquarium bei mir auf arbeit stand. der kleinere zupfte verhalten an dem aufwändig gestalteten hintergrund des aquariums (einer schwarzen pappe, mit tesafilm befestigt). der große (es ist schon schlimm, wenn man bei dreijährigen schon das adjektiv "groß" dazudenkt, aber das bringt mein job mit sich) stützte eine hand in die hüfte, zog mit der anderen die hand des kleinen von der pappe weg, beugte sich etwas vor, zog die augenbrauen hoch und sagte in dieser haltung streng zu seinem gegenüber: "das darfst du nicht!" (zur info: das kind spricht einige laute noch nicht. wir haben ewig gebraucht, um herauszufinden, was: "kiskenniskeskielt" heißt: tischtennis gespielt! logo. aber zur besseren verständlichkeit schreib ich's jetzt einfach mal für nicht-erzieher in langweiliger normalosprache. also weiter in der moralpredigt.) "wenn du das abmachst, dann schwimmen die fische da hinten raus! willst du das???" der kleine daraufhin, sichtlich eingeschüchtert und vielleicht auch etwas verwirrt ob der neuen information zur aquarienpflege, die ihm bisher vorenthalten wurde: "nein?" der große, stolz: "siehst du? dann lass das mal da kleben!" in diesem moment bemerkte er leider mich...wie ich da im türrahmen stand...knallrot im gesicht, wegen unterdrückter lacher... ich hab ihm aber noch gesagt, dass das sehr liebevoll erklärt war. ob er mir das geglaubt hat? da fällt mir ein, bei mir daheim ist gar kein hintergrund am aquarium. ich hab auch in letzter zeit verdammt wenige fische gesehen. ääääääähm, ich muss kurz schluss machen, schüssi!

Samstag, November 21, 2009

holdes gesöff

oh, du kopfwehvertreiber,

du aufwecker am morgen,

freie-zeit-schön-gestalter,

mein feierabendretter,

leider eisenräuber

doch auch einschlafhilfe.

offenbar auch verblöder.

Sonntag, November 15, 2009

logische graphik

es war einmal vor langer zeit, da ging klein seestern in die universität. der weg war hart und steinig, doch sie verzweifelte nicht, denn vor ihr lag eine wichtige aufgabe: ein buch den garstigen klauen grimmiger bibliothekare zu entreißen. sie war ausgestattet mit allem, was für diese waghalsige mission vonnöten war: einem rucksack und der signatur des buches. es gelang ihr tatsächlich verhältnismäßig schnell, das unwegsame gelände zum geo-institut (wo sich der zu bergende schatz befand) zu überwinden, denn ihre füße wurden getragen von der mystischen kraft der prüfungsangst. so kam es, dass sie den von vielen vielen ebenso gigantischen wie beschrifteten gesteinsbrocken gesäumten weg hinter sich ließ ("aha", dachte sie noch), um das institut für geographie zu betreten.  dort angekommen, fragte sie todesmutig einen völlig fremden mann, wohin sie sich wenden sollte, um der fachbibliothek ansichtig zu werden. dieser sprach weise: "das ist mir fremd, ich bin hier nämlich selber fremd" (valentin), fügte jedoch hinzu: "abba gehnse doch dem schüld nachch." (größe desselben: gefühlte 3 qm) nun, sie tat, wie ihr geheißen. wenige stufen nur trennten sie von der sagenumwobenen pforte zum heißbegehrten buch, da schritt sie noch ehrfürchtig an uralten kristallen vorbei. ("hübsch", dachte sie) doch genug gezögert, sie schlug energisch die pforte auf, diese quietschte in ihren angeln. (die korrekte interjektion hierfür lautet: "kwiiiiiiiiiitititiköööö" doch ich schweife ab) behende durchschritt die heldin alle gänge, die signatur sicher in der hand - auf papier gebannt. (nochn gedicht) doch nirgends wollte sich auch nur annähernd ein ähnlicher code auf den buchrücken finden lassen. hilfesuchend wandt sich die kleine seestern erneut an eine fremde, diesmal jedoch wichtig aussehende person (diese bestand ab den schultern abwärts aus einem schreibtisch). als diese nur einen blick auf die signatur geworfen hatte, übernahm ein milder ausdruck die kontrolle über ihre gesichtsmuskulatur. ihre lippen taten sich auf und sie sprach: "kann es sein, dass das in der fachbibliothek für geographie steht?" unsere kleine seestern ließ sich jedoch von dieser list nicht irritieren - ne, moment - doch irritieren: "ja schon...davon bin ich ausgegangen...wo bin ich denn hier?" dem aufmerksamen leser sind die in jedem fall recht massiven indizien sicher nicht entgangen, unserer heldin jedoch schon. der schreibtisch sprach also: "na in der geologie. mach aber nix, das passiert vielen!" lieber schreibtisch, du warst so gut zu unserer heldin, aber der kommentar hat's ECHT NICHT BESSER GEMACHT!!! ja, nun, es gab ein happy end, aber drauf geschissen, wie kann man nur so verpeilt sein? hä?

noch ne collage von lauter flachwitzen

autoren von fachbüchern haben die üble angewohnheit/verpflichtung, ihren wirklichen namen anzugeben. so kommt es zu denkbar ungünstigen konstellationen. beispielsweise einem autoren, der sich mit medienkonsum beschäftigt und glotzer heißt...oder zum schicksal der armen sau, die (wahrscheinlich grade eben mal so) goodenough heißt. da stellt sich die frage: wie heißt der assistent von dem?

wenn jemand die erinnerungen aus der zeit seiner gefangenschaft aufschreibt, dann sind das haft-memos. muhahahahahaaaaaaaaa. wie? nicht kapiert? grummel. auch post-its genannt. jetzt? okee. MUHAHAHAHA füße hoch,alles klar?

die letzten worte des systemtheoretikers: "ich verliere meine autopoietische organisation!"

Mittwoch, November 11, 2009

eine diplomfeier voller würde

ja, so war es, es war sooo feierlich, dass ich es hier glatt erwähnen muss.
zunächst trat mein professor ans pult und hielt eine kurze ansprache: "ja hallo. ähm. ihr auch hier? ja, nett. ähm. mir ist auch schon ganz feierlich zumute. na dann machen wir jetzt mal los, wo wir schon alle da sind. hm." schlagartig verfielen alle absolventen und gäste in eine hochstimmung sondergleichen. zugegeben, die musik war ziemlich cool, aber dann begann wieder jemand zu reden. an der philosophischen fakultät ist das nicht unüblich. es handelte sich um eine mitarbeiterin des anderen professors, der selbst war nämlich nicht zugegen, scheinbar hatte er etwas enorm wichtiges zu tun. fußnägel schneiden oder dringend irgendwo rumstehen. da muss man verständnis haben, immerhin ist das ein enorm wichtiger mann. aber auch verständnis zu haben ist an der philosophischen fakultät und besonders an meinem institut gewissermaßen basale arbeitsvoraussetzung. andernfalls würde man auch verhältnismäßig schnell dir flucht ergreifen müssen bei einer solchen diplomfeier. nun, besagte mitarbeiterin kündigte mit leicht nörgeliger, monotoner stimme an: "deeer heeerr professooor ist nicht da-ha" (kurzer blick auf ihren stichwortzettel, darüber hinaus kurzes scannen des auditoriums, ob ihre aussage denn nun tatsächlich der wahrheit entspricht. anschließend erleichterter blick) "deshalb sehen wir jetzt eineeen film übeer" (kontrollblick auf den zettel, kurze verwirrung) "die arbeit von den studenteeen mit eben jeneeem abwesendeeeem professor weiel..." (kontrollblick) "es heißt ja immeeer die studenteeen lernen hier nix praktischeees" (zum beispiel zusammenhänge vor einer großen gruppe frei und ansprechend vorzutragen. ) "aber das stümmt ja gar nicht" (kontrollblick) "nee stimmt nicht, nee nee. zum beweis gucken wir jetzt einen" (kontrollblick) "film." (kontrollblick) "so!"
die referentin verlässt das podium. es wirkt ein wenig erleichtert. nach so viel professionalität kann es sich nun wieder etwas gehen lassen. die anspannung weicht sichtlich von ihm. doch zu früh gefreut. nun treten einige studentinnen herbei, die den immernoch absolut feierlich gestimmten zuhörern versichern, sie würden jetzt als nächstes tatsächlich einen film sehen dürfen, der die praktische arbeit der studenten mit dem schon oft erwähnten, dennoch abwesenden professor, zum thema hat.
ich möchte darauf hinweisen, dass auch zu diesem zeitpunkt noch keiner bemerkt hat, dass man zu beginn der veranstaltung das mikro ausgestellt hat, damit die musiker keine unschönen tonkatastrophen erleben müssen. es hat sich aber keiner getraut, es den referenten mitzuteilen. oder aber das publikum war einfach erleichtert, das elend nicht in voller lautstärke hören zu müssen.
nun, es folgte der film. ähm, das machwerk. um die ehre meines studiengangs zu retten, möchte ich folgende punkte vortragen:
- wir sind an dieser fakultät im besitz von stativen
- es gibt studenten, die wissen:
1.: dass man erst die tiefenschärfe einstellt, bevor man in ein bild hinein zoomt
2.: dass man schon im exposé eines films die zielgruppe festlegt
3.: dass die schnittgeschwindigkeit auch bei einem dokumentarfilm heutzutage höher ist als 1 schnitt alle 5 minuten
4.: dass man verdammt nochmal bewegung im film braucht und keine interviews einfach abfilmt
5.: dass man bei den differenzfeldern die armut nicht vergessen darf (herr professor...)
6.: dass studenten auch meines faches nicht den ganzen tag lang pferderennen spielen und sich über ihre befindlichkeiten austauschen. (es ist ein erhebendes gefühl, auf der diplomfeier ein solches video zu sehen, nachdem man sich mindestens ein halbes jahr und auch schon die 11 semester davor durch wissenschaftliches stoff gefressen hat. ich habe zwischen luhmann, der kritischen theorie frankfurter schule, hermeneutik, derrida und foucault nicht ein einziges mal pferderennen gespielt. kann man studenten im angesicht eines solchen videos der rufschädigung für schuldig befinden? arrrr!)
7.: etc.

nun, genug geschimpft.
nein, doch nicht.
ARRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRR!!
so. jetzt aber.

nachdem wir nun alle dermaßen gedemütigt in unseren sitzen hockten, folgte die geistige exekution. alle, die die steuergelder und finanzen ihrer eltern mit pferderennen verprasst hatten, mussten nun, noch immer peinlich berührt, einzeln nach vorn treten und ihr diplom in empfang nehmen. sie wurden mit namen aufgerufen, auf dass man sie auch im telefonbuch nachschlagen und mit anrufen terrorisieren kann. es wurden beweisfotos geschossen!
seither leben wir im untergrund. wir sind von der außenwelt abgeschottet, nur via internet darf ich gelegentlich einen lagebericht abgeben. wir leben zwar in angst, aber wir haben ja immernoch die dialektik, so können wir wenigstens hier in den katakomben wirkungslos debattieren. wir, die große eiterbeule, der mitesser der gesellschaft. wir danken unseren wenigen verbündeten in der normalen welt für die vegetarischen essensspenden aus biologischem anbau. im moment stellt sich eine große knappheit an problemkerzen und papierfliegern ein, wir wären auch hier dankbar für eure hilfe.
nun, ich muss schluss machen, wir bauen uns jetzt ein floß aus sedativa.

Sonntag, November 01, 2009

schatzsuche

von anderen auch schmählich "aufräumen" genannt. es ist ein abenteuer für sich. rätsel werden gelöst, neue türmen sich auf (und fangen staub, die mistviecher). auch ich begab mich einst auf diese reise. (ja. doch doch. besucher wollen es mir auch immer nicht glauben, aber: doch doch.) und so kam es, dass ich meine medikamenten- und verbandmaterialkiste aufräumte. ich stieß bei einer tiefenbohrung auf eine tube mobilat. zwar konnte ich mich nicht entsinnen, in kiel je gelenkschmerzen gehabt zu haben, aber sei's drum. interessanter war das verfallsdatum besagter tube: 1997. da war ich übrigens vierzehn. mal davon ausgegangen, dass so eine tube etwa ein jahr haltbar ist, hatte ich also irgendwann im 14. lebensjahr unsägliche gelenkschmerzen. tja. das wachstum. wirklich interessant ist, dass ich erst 2002 nach kiel gezogen bin und folglich erst dann angefangen habe, einen eigenen haushalt aufzubauen. und ich kann mir wirklich kein szenario vorstellen, in dem ich 2002, fertig für den umzug und schon in straßenschuhen und mit autoschlüssel in der hand, vor dem medikamentenschrank meiner lieben ellis stand und dachte: "mensch, mobilat aus meiner jugend. DAS hat mir noch gefehlt!" aber genau so muss es gewesen sein. nun habe ich diese geschichtsträchtige tube einfach fortgeworfen und schäme mich, ein so wertvolles, nahezu unschätzbares andenken von als wann wie wo ich dreizehn war der müllkippe überlassen zu haben.