Montag, März 08, 2010

immer hübsch mittig bleiben

erneut hatte ich heute das wegen eines auslaufenden semestertickets nicht mehr allzu lange währende vergnügen, im bus leuten zuhören zu dürfen. es handelt sich hierbei um eine bewusste wortwahl, denn wer den ganzen tag lang mit menschen gearbeitet hat, für den sind innerhalb der ersten dreiviertel stunde nach feierabend alle humanoiden der näheren umgebung nur "leute". in fachkreisen wird dieses phänomen so erklärt, dass erst daheim gewisse gehirnwindungen während der sogenannten pädagogenstarre (seestern...seeeesterrrn!...seestern?...oh...ach so.) entknotet  und wieder auf lebenstauglich justiert werden müssen.

jedenfalls durfte ich folgendem beiwohnen: es stieg eine mittdreißigerin ein, die, ungeachtet der sonstigen nicht vorhandenen lautstärke im bus, eben jene vermittels eines dezenten telefongesprächs meinte übertönen zu müssen. nun, das war an sich noch nicht weiter ungewöhnlich, sie jedoch hatte eine praktische methode gefunden, ihren haushalt quasi ferngesteuert zu erledigen und dabei ihren gesprächspartner (ihren kerl oder kind, beide offensichtlich bar jeden talents und jeden satz mit "öhö" beginnend und auf gedeih und verderb dem bösen bösen haushalt ausgeliefert) und sich selbst zeitgleich zu demütigen. sie benutzte dafür den tonfall, den man in der regel für minderbemittelte kinder, hunde und ausländer aufspart (ich mach nur spaß, ihr WISST doch, dass ich nur spaß mach, oder?). genug der vorrede: "also du stehst jetzt vor der maschine, ja? jetzt drehst du dich einmal ganze um, da ist ein regal. ja? und daaaaa drin steht eine packung waschmittel (sie nannte die präzise deklaration mit allen "ultraplüsch, für extra weiße wäsche, color, whatever" zusätzen. ich kann mich nicht mal an die MARKE erinnern, die ich benutz). eine GRAAAAUEEE packung, ja? ja? genau, die GRAAAAUUUUEEE packung. die nimmst du jetzt runter, ja? mach die mal auf. (nein, ICH hätte das ganze verfluchte ding ungeöffnet in die waschmaschine gegeben. und zwar in die trommel. das schäumt so schön. aber das kann retard junior oder senior natürlich nicht wissen, also weiter.)  da drin ist so ein ding, ja? das wird als messbecher benutzt. hmmmm. das füllst du jetzt EIN MAL mit waschmittel voll, ja? (OHHHH ja.) und jetzt kippst du das in das schubfach bei der waschmaschine (in meinem kopf fügte sie hinzu: "hast du es denn vorher aufgemacht? hm? sicher? nicht nochmal nachschauen? na, lieber doch, ja?") und zwar in die mitte. in das mittlere fach. also nicht in das rechte und nicht in das linke, sondern in die MITTE, DIE MITTE. (zu diesem zeitpunkt begann mein ohr zu bluten und ich konnte einen lachkrampf nur unterdrücken, indem ich den vor mit sitzenden kurzstreckenfahrer in die schulter biss. der tat es mir gleich. kurz vor der haltestelle stadtrade waren wir also alle zusammen ein ineinander verbissenes knäuel. der fahrer steuerte nur mehr mit seinem linken großen zeh.) so. und jetzt musst du nur noch das telefon beiseite legen, damit du das auch alles machen kannst, ja? dankeeeeee. schüssi." der crétin am andern ende legte auf und sprach: "öhö." ja, es machte ihn glücklich, gebraucht zu werden.

war es wirklich so schlimm? nun, fast.