Dienstag, Dezember 30, 2014

Mein Heimatort 14.06.94

ein (kommentierter) aufsatz aus der vierten klasse...ich finde ihn ziemlich episch:

mein heimatort heißt rothenburg. er liegt in sachsen an der neiße. die neiße ist die grenze zu polen. man kann rothenburg nur mit dem bus oder dem auto erreichen. (fahrräder und laufschuhe scheint es demnach noch nicht gegeben zu haben. die zeiten waren hart.) rothenburg ist von circa 5000 menschen die heimat. (und jetzt kommt's. trommelwirbel:) kein wunder, denn in siebenhundertfünfundzwanzig jahren (die noch viel länger klingen, wenn die lehrerin einen immer zwingt, jedes verdammte zahlwort auszuschreiben) kann sich ganz schön was ansiedeln. (frau menzel meckert: ausdrucksfehler. weiß gar nicht, was die immer hat... :-) ) meine heimat wurde zwölfhundertachtundsechzig das erste mal urkundlich erwähnt (eine sehr große urkunde, allein schon wegen der langen zahl). unser bürgermeister, der für recht, ordnung und frieden sorgt, heißt bernd lange. (wenn der wüsste, dass es im jahre 1994 eine zehnjährige gab, die eine derart hohe meinung von ihm hatte - seine brust würde vor stolz schwellen.) sehenswerte sachen sind bei uns keine besonderheit, denn wir haben zum beispiel einige denkmäler, vor denen man stundenlang stehen kann und von den dingen erzählen kann, die da geschehen sein sollen. (betonung liegt auf: "sollen", ich hatte wohl schon immer eine gewisse skepsis bezüglich der zuverlässigkeit der geschichtsschreibung. eine ziemlich zynische einstellung für eine zehnjährige...) und wenn man danach noch lust auf einen kleinen spaziergang hat, sollte man auf den markt gehen und sich das rathaus (insbesondere die winzige kneipe unten, wo es den besten milchshake ganz rothenburgs gab - und pommes!) ansehen. ich muss ehrlich sagen, dass man sich in rothenburg gar nicht langweilen kann (unmöglich!!!), denn es gibt außer sehenswürdigkeiten auch sehr viele orte, wo man sich seine zeit vertreiben kann (ich nenne jetzt zwar keine, weil mir beim besten willen keine einfallen wollen, aber irgendwie muss ich diese zwei seiten aufsatz ja füllen - also stellt's euch einfach vor). im park zum beispiel gehe ich ab und zu mal spatzieren oder fahre mit dem fahrad (also doch! aber nur ein rad, wir hatten ja nüscht) langsam durch und beobachte die vögel am rand des weges (ich bin immer heimlich als mutprobe über den bach gesprungen, aber das sag ich jetzt nich, da krieg ich mecker, das war nämlich verboten). wenn mir das zu langweilig wird (was ja aber wegen oben erwähnter tatsache vollkommen unmöglich ist), könnte ich mir aus der bibliothek ein paar bücher holen, mich ins haus setzen und lesen. natürlich wäre es ein halbes verbrechen, wenn ich (so, wie ich es jetzt immer mache) eines der feste auf dem markt verpasse und stattdessen lese. ihr habt lust auf volksmusik? (neeeeeeiiin!) kein problem! tretet einfach in den spielmannszug rothenburg ein und diese sorge ist vergessen (und jeder kleine rest von würde auch). aber wenn ihr mehr für sport seid, bringt uns das auch keine schwierigkeiten, denn es gibt so viele sportvereine (einen... den asv...von nem anderen hab ich noch nie gehört) und eine schwimmhalle dazu, da braucht ihr euch gar keine sorgen zu machen. auch die alten und behinderten menschen werden nicht verachtet. das krankenhaus und der martinshof sind jederzeit bereit, menschen aufzunehmen und zu betreuen. also ich selbst muss sagen, dass ich glaube, rothenburg ist nicht besser zu machen (deshalb bin ich auch fünfhundertzweiundsechzig kilometer weit weg gezogen, als die druckerschwärze auf dem abi noch nicht mal trocken war - hach. die heimat. lustig war's trotzdem. aber für den aufsatz hab ich trotzdem nur ne zwei bekommen. mensch, frau menzel, sie haben einfach kein herz für diese stadt...)